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Max Mannesmann Reinhard Mannesmann - Dokumente aus dem Leben der Erfinder ; Ruthilt Brandt-Mannesmann

 

Die Erfindung der nahtlosen Röhren

durch Max und Reinhard Mannesmann

Reinhard (l.) und Max (r.) MannesmannReinhard (l.) und Max (r.) Mannesmann

Das Patent zum nahtlosen Rohr wurde am 10. März 1986 ausgegeben und wurde rückwirkend zum 7. Januar 1885 erteilt, dem Tag der Einreichung. Die erste Herstellung eines nahtlosen Rohres gelang wohl am 22. August 1886 um 2.30 h. Es gibt allerdings keine Unterlagen, aus denen das genaue Datum oder auch nur das Jahr hervorgeht.

Anlaß für ihre Experimente war eine Lizenz zur Herstellung von Gewehrläufen, die ihr Vater Reinhard sen. Mitte der sechziger Jahre erworben hatte.

Das damals benutzte Herstellungs-verfahren bewährte sich nicht. Der Walzenapparat, auf dem die Rundstäbe versuchsweise ausgewalzt worden waren, stand nutzlos herum. Kam der Vater mit einem der Söhne an den in einem der Fabrikhöfe liegenden krummen Gewehrläufe vorbei, sagte er:

"Das da müßt ihr einmal lösen."

Aus England bezog die Firma A. Mannesmann damals polierte Stäbe zur Feilenherstellung. Beim Einkerben und Abschlagen dieser Stäbe auf dem Amboß zeigte sich, daß der Kern der Stäbe teilweise unganz war. Radiale Risse von der Mitte aus ließen Öffnungen entstehen. Vor allem ursprünglich zu dicke Stäbe, die durch das Polieren auf das richtige Maß gebracht worden waren, zeigten diese unganzen Stellen.

 

Das Geburtshaus von Max und Reinhard Mannesmann in Remscheid-Bliedinghausen

Auch bei einem Spezialerzeugnis der A. Mannesmann, dem "Compound Steel" (auch Verbund- oder Tiefhärtestahl), traten Fehlstellen beim Walzen auf. Hier hatte man beobachtet, daß die zementierte, kohlenstoffreichere Schicht durch ungleichmäßiges Schmieden nur in einer dünnen Schicht vorlag oder aber durch die nachfolgende Bearbeitung ganz verschwunden war. Um diese Ungleichmäßigkeiten beim Walzen zu vermeiden, schaffte Reinhard sen. 1884 einen Dreiwalzenapparat an. Dieser eignete sich auch für die Versuche von Max und Reinhard viel besser als der bisher verwendete Reeler, ein Zweiwalzenapparat.

 In dieses neu erbaute Haus zog die Familie R. Mannesmann sen. 1870. Im 2. Weltkrieg wurde es zerstört, heute steht an dieser Stelle der weithin sichtbare Turm der Mannesmann - Röhrenwerke

Die kurzen Walzen ließen sich leicht verstellen, so daß ohne zeitraubendes Umbauen ganz Serien von Versuchen durchgeführt werden konnten. Ziel war, das Hohlwerden absichtlich herbeizuführen. Max und Reinhard zogen aus dem Ärgernis der Fehlstellen die Folgerung, daß sich unter bestimmten Vorraussetzungen Hohlkörper und daher nahtlose Rohre walzen lassen müßten.

Auch die Brüder Alfred und Carl halfen inzwischen bei den Versuchen, denn die Experimente erforderten Hilfskräfte, die die Stäbe in der Glut erwärmten.

Skizze des Walzverfahrens

Bei den Versuchen stellten sich auch mechanische Schwachpunkte der Versuchsanordnung heraus, die von den Brüdern mit teilweise heute noch gebräuchlichen Patenten behoben wurden.

Als beispielsweise das gußeiserne Schwungrad der Dampfmaschine barst, stellte Max einen Radkranz durch Drahtwicklung her. Und nachdem die Kupplung brach, erfand Max die Halbkugel- oder Halbzylinderkupplung.

 

"Was ich unter Glück verstehe? Die Empfindung der Bestätigung der uns innewohnenden körperlichen und geistigen Kräfte. Für das höchste Glück halte ich: den Moment der Erkennung einer neuen Wahrheit!"

(Max Mannesmann)